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Preußische Tugenden    

Ich möchte euch hier einmal erklären, wie es dazu kam, dass Fleiß, Disziplin und Gehorsam die Tugenden der Preußen - und später auch der Deutschen - geworden sind.

Um 1670 bildete sich eine Gruppe um den Theologen Philipp Jakob Spener (1635 - 1705), die sich als fromme Elite der Protestanten ansah. Sie lehnten sich gegen die seit Luther erstarrten Traditionen und Hierarchien der Kirche auf und richteten ihren Lebensablauf streng nach der Bibel aus, sie rauchten nicht, gingen nicht ins Theater und trugen schlichte Kleidung. Sie trafen sich zunächst in Frankfurt/Main, später auch in anderen Städten, um in der Bibel zu lesen und zu diskutieren; in ihren Augen waren alle Christen auch Priester. Diese Gruppe nannte sich die Pietisten. Aber sie scheitern in Frankfurt daran, die Kirche zu reformieren und als Hofprediger in Dresden überwirft sich Spener mit dem sächsischen Kurfürsten, weil er ihn wegen der allgemein bekannten Trunksucht kritisiert. Da kommt ihm die Toleranz des Landes Brandenburg-Preußen gerade recht und er geht 1691 nach Berlin.


Philipp Jakob Spener

Hier knüpft er Kontakte zu Hof-Beamten, die ihn vor Gegnern schützen und engagiert sich im Kampf gegen Armut und Verwahrlosung in den preußischen Städten. Hier tut sich besonders der Pietist August Hermann Francke (1663 - 1727) hervor, der auf Vermittlung Speners 1692 Pfarrer in dem verwahrlosten Hallenser Vorort Glaucha wird. Fast jedes fünfte Haus dort ist eine Kneipe, eine Schule gibt es nicht und der Pfarrer ist entlassen worden, weil er die Ehe gebrochen haben soll. In diesem Vorort baut Francke seine Ausbildungsstadt auf, zwar mit Widerstand der Kirche, aber mit dem Segen des Hofes.


August Hermann Francke

Junge Menschen aus ganz Preußen und sogar aus England zieht es schon bald nach Glaucha; jeder bekommt hier eine Schulausbildung nach christlichen Grundsätzen, egal, ob arm oder reich,egal ob Junge oder Mädchen. Den Mittelpunkt der "Franckeschen Anstalten" bildet das Waisenhaus, ein prachtvoller Steinbau mit 5 Geschossen, daneben mehrere Volksschulen, ein Gymnasium, ein Internat und ein Kolleg für Offiziere und Beamte, weiterhin eine Buchhandlung, einen Verlag und eine Apotheke.


Franckesche Anstalten

Der Grundsatz Franckes war, um auf den rechten, gottgefälligen Weg zu kommen, müsse man drei Tugenden verinnerlichen: Wahrheitsliebe, Fleiß und Gehorsam. Es war ein hartes Leben in den Franckeschen Anstalten, es gab nicht einen freien Tag für die Schüler und sie standen ständig unter Beobachtung, in den Schlafräumen und Klassenzimmern sind extra Gucklöcher eingebaut worden, um die Schüler kontrollieren zu können. Wer gegen den täglichen Drill rebelliert, muss in den Karzer, eine hergerichtete Arrestzelle. Aber auf der anderen Seite bemühte sich Francke stets, die besten Lehrer einzustellen und die Unterrichtspläne, gerade in den Naturwissenschaften, auf dem neuesten Stand zu halten. Jeder Absolvent der Franckeschen Anstalten ist so, wie sich ein Herrscher seine Untertanen wünscht: gut ausgebildet, mit dem Einfachsten zufrieden und bereit zur Aufopferung.

Am 12. April 1713 besuchte nun Friedrich Wilhelm I. die Franckeschen Anstalten, er ließ sich einige Räume zeigen und war über die besondere Reinlichkeit verwundert. Am Schluß der Führung stellte der König die Frage, wegen der er eigentlich gekommen ist:"Was hält er vom Kriege?" Und Francke antwortet:"Ich kenne manch christlichen Soldaten und habe mehr Freunde und Gönner unter den Soldaten als unter den Geistlichen!" Nun weiß der König, dass Francke kein Pazifist ist und spannt ihn in sein Vorhaben ein, Preußen zu zu einem schlagkräftigen Militärstaat auszubauen.

In den folgenden Jahren erziehen Feldprediger aus Halle die Armeen des Soldatenkönigs zu Gehorsam, Disziplin und Treue im Dienst. In vielen Bereichen der nÖffentlichkeit werden ab nun Pietisten eingesetzt und ihre Ideen und strengen Grundsätze dringen auch in die Gesellschaft ein und werden schließlich die "preußischen" Tugenden.

Als Francke 1727 stirbt, werden in seinen Anstalten mehr als 2.200 Schüler und Studenten von mehr als 160 Lehrern ausgebildet. Aus dieser Bewegung entstehen die Grundzüge des Bildungswesens und auch, wenn der Pietismus später an Bedeutung verliert und schließlich ganz verschwindet, wirken die von Francke mitgeprägten preußischen Tugenden wie Fleiß, Gehorsam und Disziplin über die Jahrhunderte fort. 


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